
Nächster Halt: Wasserstoff – Deutschland und Frankreich auf dem Weg zur Klimaneutralität
Europa hat sich ein gemeinsames Ziel gesetzt: die Treibhausgasneutralität bis 2050. Frankreich will bis 2050 klimaneutral werden, Deutschland schon bis 2045. Eine schnelle, tiefgreifende Transformation aller Sektoren ist notwendig, um dieses Ziel zu erreichen: Strom, Wärme, Industrie und Verkehr müssen von fossilen Energieträgern unabhängig werden. Dazu müssen die Energieeffizienz verbessert, die Energiequellen klimaneutral und das Konsumverhalten angepasst werden.
Zwei Systemstudien, die die französische Agentur für den ökologischen Wandel (ADEME) und die Deutsche Energie-Agentur (dena) erstellt haben, untersuchen, wie diese Vorhaben in Deutschland und Frankreich in die Tat umgesetzt werden können:
ADEMEs Studie Transition(s) 2050, veröffentlicht 2021, liefert Szenarien, wie Frankreich die europäischen Ziele der Klimaneutralität bis 2050 erreichen kann. Sie ist eine wichtige Grundlage für die Ausarbeitung der neuen Energie -und Klimastrategie (SFEC), die 2023 verabschiedet werden soll.
Die dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität, veröffentlicht im Oktober 2021, zeigt in 84 Handlungsempfehlungen, wie Deutschland bis 2045 klimaneutral werden kann. Mit konkreten Vorschlägen, wie die Energiewende in allen Sektoren schnell voranschreiten kann, ist sie eine wichtige Informationsquelle für die Bundesregierung.
Klimaneutralität auf unterschiedlichen Wegen…
Die Studienergebnisse machen deutlich, dass sich Frankreichs und Deutschlands Strategien zum Erreichen des gemeinsamen Ziels „Klimaneutralität“ unterscheiden. Grund dafür sind unter anderem unterschiedliche politische und infrastrukturelle Voraussetzungen und Diskurse.
Weitere Informationen zur Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich gibt es in dem Arbeitsprogramm 2022 der Deutsch-Französischen Energieplattform.
…und neuen Spuren?
In beiden Studien ist Wasserstoff (H2) ein Hebel für die Dekarbonisierung des Stromnetzes. Die Strategien der beiden Länder sind in der deutschen Nationalen Wasserstoffstrategie und dem französischen Nationalen Wasserstoffplan festgesetzt und zielen perspektivisch auf eine breite Anwendung von Wasserstoff ab, besonders im Verkehrs- und Industriebereich. Dafür soll die notwendige Infrastruktur geschaffen werden.
Deutschland will bis 2030 H2-Erzeugungskapazitäten von 10 Gigawatt aufbauen, Frankreich 6,5 Gigawatt bis 2030. 7 Milliarden Euro sieht Frankreich dafür an Investitionen vor, damit der Anteil von klimaneutral produziertem Wasserstoff am Industrieverbrauch bis 2028 auf bis zu 40 Prozent steigen kann. Weitere H2 Ziele gibt es auf EU-Ebene: bis 2030 möchte die Europäische Kommission klimaneutrale Wasserstoffproduktionskapazitäten von mindestens 40 Gigawatt erreichen.
Bisher galt Wasserstoff als „Hoffnungsträger“ der Energiewende
Die Nutzung von klimafreundlichem Wasserstoff war bereits ein zentraler Bestandteil fürs Erreichen der Klimaziele. Frankreich und Deutschland erschließen sich das Potenzial dieser flexiblen Energiequelle und unterstützen Industrie und Forschung.
„Grün“ ist Wasserstoff, wenn er klimaneutral – zum Beispiel aus Wind- oder Sonnenenergie- gewonnen wird. Der Energieträger wird benötigt, um Prozesse, die heute auf fossile Grundstoffe zurückgreifen, davon unabhängig zu machen und um nur schwer oder nicht zu elektrifizierende Bereiche wie den Flug- und Schiffsverkehr sowie Teile der Industrie zu dekarbonisieren.
Wasserstoff ermöglicht es, erneuerbare Energien zu speichern und zu transportieren. Deswegen ist er für den langfristigen Erfolg der Energiewende von großem Nutzen. Regional und temporär vorhandene Überschusserzeugungen von erneuerbarem Strom können genutzt und in Regionen transportiert werden, die über ungünstige Bedingungen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien verfügen.
Klimaneutral erzeugter Wasserstoff wird in großen Mengen sowohl in Deutschland als auch in Frankreich benötigt werden. Deutschland muss künftig aufgrund begrenzter eigener Erzeugungspotentiale rund 75 Prozent des Wasserstoffbedarfs importieren. So treiben beide Länder die Entwicklung eines europäischen H2-Marktes aktiv voran und sind dabei auf eine Zusammenarbeit angewiesen.
Die geopolitische Lage beschleunigt den rasanten Anstieg der Wasserstoffindustrie
Die Debatten haben sich durch den Krieg in Europa und die Energiekrise gewandelt – Wasserstoff gewinnt an Bedeutung und die Bereitstellung einer Infrastruktur zur Wasserstofferzeugung und -verteilung wird beschleunigt.
Nach der Beschädigung von Nordstream 1 und 2 wird aktuell über den Bau einer Pipeline von Spanien nach Frankreich diskutiert, welche fossiles Erdgas aus Spanien und Portugal Richtung Norden transportieren soll- und- ab 2030 könnte grüner Wasserstoff durch die Rohre fließen.
„Es ist allerhöchste Zeit, für eine starke europäische Wasserstoffwirtschaft“, betonte Prof. Dr. Roland Fleck, CEO NürnbergMesse Group, zur Eröffnung der Veranstaltung 3. HYDROGEN DIALOGUE Summit & Expo 2022, dem internationalen Kongress der Wasserstoffbranche mit internationalen Beiträgen und Expertinnen und Experten aus Politik und Wirtschaft. „Bezahlbare Energie ist die Basis für Frieden und Wohlstand in Europa und vielen anderen Ländern“.
Im Rahmen der europaweiten „Important Projects of Common European Interest“ haben Deutschland und Frankreich 2021 Projekte auf den Weg gebracht, die Schlüsseltechnologien entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette nutzen. Es entstehen bereits Projekte, die die zwischen den Ländern angesiedelte (energieintensive) Industrie und den Mobilitätssektor mit Wasserstoff versorgen wollen.
Quellen: Agence de la transition écologique (ADEME), Deutsche Energie-Agentur (dena), Deutsch- Französische Energieplattform, BMWK
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